Die Umwelt und Wir

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[R] Evolution beginnt im Herzen

Und wir haben viel Herz! Doch mittlerweile ist bekannt, dass Menschen bei der bloßen Erwähnung ihres Fußabdrucks angestrengt die Augen rollen, zumindest, wenn er grün und nachhaltig sein soll. Nachhaltig soll man essen, shoppen, fahren – und jetzt auch noch reisen? Sollte ich nicht wenigstens im Urlaub abschalten, loslassen, meine Sorgen über Bord werfen dürfen, Ökodingsbums inklusive? Ja, unbedingt! Sollst Du, darfst Du, und kannst Du auch! Vor allem und insbesondere bei einem Segelurlaub. Abgesehen davon, dass der Umwelteinfluss eines Segelurlaubs deutlich geringer ist, als bei einer 08/15-Pauschalreise –

wer segelt weiß, es geht nur mit der Natur, niemals gegen sie. Das ist so einfach, wie wahr. Mit der Natur bedeutet nicht nur eine umsichtige Törnplanung, die sich an den natürlichen Gegebenheiten wie Wind und Wellen orientiert, um möglichst im Einklang mit den Elementen zu segeln, sondern auch geschützte Lebensräume und Tierwelt zu respektieren, und so zu leben, wie wir segeln: Im Einklang mit der Natur. Umweltfreund und Reisejunkie zu sein, muss kein Widerspruch sein, das geht von A wie Anreise bis Z wie Zero-Waste.


Little by little, a little becomes a lot

„Wir brauchen nicht eine Handvoll Menschen, die Zero-Waste perfekt umsetzen, wir brauchen Millionen von Menschen, die es imperfekt umsetzen“, so treffend hat es eine amerikanische Bloggerin* formuliert. Genau darum geht es, nicht nur beim Müll. Auch wenn alles um uns herum atlantikblau ist, wollen wir mit Euch ein paar Gedanken teilen, um zusammen ein bisschen ‚grüner‘ zu werden. Wir können nicht die Einhundertprozent, aber wir wollen die vielen kleinen Handkniffe, die wir problemlos in unseren Segelalltag einbauen können. Wir haben Lust, die Natur zu erhalten, die uns tolle Segeltage schenkt, und die uns jeden Tag aufs Neue mit einem anderen, unvergesslichen Panorama begeistert. Wenn wir segeln können, segeln wir, und nutzen den Motor so wenig wie möglich.

Das macht nicht nur mehr Spaß, sondern schont auch die Umwelt. Wir achten darauf, dass kein Öl tropft und kein Treibstoff ausläuft, zum Beispiel beim Betanken, und für das Energiemanagement an Bord nutzen wir alternative Energieformen, wie z.B. Windenergie. Da Wasser an Bord ohnehin eine knappe Ressource ist, gehen wir sparsam damit um, und das ist etwas, das man durchaus mit nach Hause nehmen kann – auf dem Schiff begreift jede/r schnell, dass es keine gute Idee ist, 7 Liter Wasser zu verbrauchen, wenn beim Händewaschen der Hahn einfach weiterläuft. Es sind, wie so oft, die kleinen Dinge, die für uns den Unterschied machen, und wir sind offen für Eure Ideen, die Ihr vielleicht noch mit an Bord bringt.

(*The Zero-Waste Chef, Anne Marie Bonneau)

Life in plastic, it’s not fantastic

Wenn eine Plastikflasche 450 Jahre zur Dekomposition benötigt, und aus einem verendeten Wal 22 Kilogramm Plastik geborgen werden, bedarf es keiner großen Anstrengung zu erkennen, dass die Zeit mehr als gekommen ist, die eigenen Gewohnheiten zu überdenken, und seinen eigenen kleinen Beitrag zu leisten. Dabei beherzigen wir den altbekannten Dreiklang der 3 „R“ – Reduce – Re-use – Recycle, der sicher nicht nur an Bord seine Gültigkeit hat.

Der beste Müll ist ohnehin der, den man gar nicht erst produziert, klar. Wir versuchen also zu vermeiden, wiederzuverwenden, und ‚fachgerecht‘ zu entsorgen. Überflüssig zu erwähnen, dass nicht das kleinste Stück Plastik über Bord geht. Plastik ist so nur so omnipräsent, und mitunter ziemlich praktisch, dass wir manchmal gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Darum hier sieben Denkanstöße für einen kleinen Beitrag.

  1. Kein Plastikgeschirr / keine Strohhalme
    • Wunderbar simpel, könnt Ihr überall beherzigen, mittlerweile sind etliche Alternativen z. B. zum Plastikstrohhalm zu bekommen, falls der Cocktail ohne Halm einfach nicht derselbe ist. An Bord benutzen wir Porzellangeschirr und Gläser.
  2. Holz- statt Plastik-Wäscheklammern
    • Um dem Verlust der Badehose vorzubeugen, empfiehlt sich der Griff zur Holzvariante der Wäscheklammer, auch wenn einem womöglich erst einmal etwas anderes durch den Kopf geht, als die Verwesungsdauer einer Plastikwäscheklammer, wenn man morgens erwacht, und der Wind die Wäsche davon geweht hat. Der Griff in den Klammersack zu Hause, bietet sich natürlich an, selbst wenn hier der Holzanteil geringer ausfallen sollte – so braucht man nicht erst neu zu kaufen, auch das ist ein Beitrag.
  3. Plastiktüten mehrfach verwenden
    • Kaufen wir große Mengen Obst und Gemüse für unseren Törn, haben wir uns daran gewöhnt, dass alles in Plastiktüten gewogen wird. Muss man gar nicht, das klappt auch hervorragend ohne Tüte. Und falls doch eine Tüte zum Einsatz kommt: Nicht verknoten, und erneut als kleinen Müllbeutel im Cockpit oder auf der Toilette verwenden – top.
  4. Tuben teilen
    • Auf einer Yacht lassen sich Hygieneartikel wie z. B. Sonnencreme sehr gut teilen – kauft man eine große Packung für 6 Leute, spart man sich 5 Packungen im Müll, und der Geldbeutel dankt es auch, da große Packungen im Verhältnis oft günstiger sind.
  5. Jute- statt Plastikbeutel
    • Für Schuhe und Schmutzwäsche einfach zum Stoffbeutel statt zur Plastiktüte greifen.
  6. Duschgel, Spülmittel & Co.
    • Stichwort Mikroplastik. Ist nicht nur ein Thema beim Waschen von Sport- und Funktionskleidung (hierfür gibt es mittlerweile spezielle Wäschesäcke), winzig kleine Plastikpartikel finden sich in mehr Produkten, als man glaubt (Duschgel, Shampoo, Sonnencreme, Spüli, u.v.m.). Hier setzt inzwischen auf Herstellerseite ansatzweise, aber vermehrt, ein Umdenken statt. Das macht es leicht, im Regal nach plastikfreien Duschgels und biologisch abbaubaren Shampoos zu greifen. Zum Sparen von Verpackung kann man auch auf All-in-one Produkte setzen, es gibt Seifen, die sich als Duschgel und Shampoo verwenden lassen, und die im Notfall auch zum Geschirr spülen gut sind. Genauso kann man die Entscheidung treffen, alles lokal und vor Ort zu kaufen, spart den Transport, und dem Flieger Gewicht.
  7. Bücken nicht drücken
    • Ein Experiment: Was wäre, wenn sich jeder, jeden Tag, zum Beispiel im Hafen, auf dem Weg zur Toilette oder in die Hafenbar, drei Mal bücken würde, um ein Stück Plastik aufzuheben, das einem vor die Füße weht, über das man ohnehin gestolpert wäre, oder das einem ins Auge springt, weil es am Steg vorbeischwimmt oder in den Steinen an der Mauer klemmt? Das gilt noch nicht als Sport, geht noch nicht als Spleen durch, gibt ein gutes Gefühl, schwimmt nicht im Atlantik, hilft den Hafenguards, und kann darüber hinaus positiv ansteckend wirken. Kann man mal testen, finden wir.

Nachhaltiger reisen, geht das?

Fußabdruck hin oder her, niemand kann auf die Kanaren oder die Azoren laufen, schwimmen oder mit dem Bus fahren – geschenkt! Und mit der Entscheidung sich am Urlaubsort mit einem Segelschiff fortzubewegen, kann man sich schon mal ganz sachte auf die grüne Schulter klopfen. Nun ist es aber so, dass die Anreise zum Starthafen einen nicht unerheblichen Anteil der Umweltbelastung ausmacht, daher wollen wir das Thema nicht ausblenden. Natürlich hängen An- und Abreise stark von Eurer individuellen Situation ab, aber es lohnt sich, sich bewusster, und somit vielleicht intensiver damit zu beschäftigen.

Wenn Ihr die Möglichkeit habt, könnt Ihr bspw. bei der Buchung einen Direktflug einem Flug mit Zwischenstopp vorziehen. Beschäftigt Ihr Euch weiter damit, stellt Ihr fest, dass manche (Flug-) Suchportale mittlerweile die Flüge mit einer vergleichsweise besseren „Ökobilanz“ kennzeichnen, z.B. ueberflieger.de oder skyscanner.de. Wer sich für die Ökobilanz der Fluglinien interessiert, kann sich das Ranking der Airlines jahresaktuell unter atmosfair.de ansehen. Die Idee der Kompensation für getane Flugreisen wird, nicht ganz zu Unrecht, kritisch beäugt, und als „Greenwashing“ oft schnell vom Tisch gefegt – ist es nicht merkwürdig, mein umweltbelastendes Verhalten durch eine Spende neutralisieren zu wollen?

Darüber lässt sich vortrefflich diskutieren, nun ist es aber so, dass Fliegen in unserer Lebenswirklichkeit wie selbstverständlich zu unserer Arbeits- und Urlaubswelt dazu gehört. Was spricht also gegen einen gesunden Pragmatismus und für eine sinnvolle Kompensation? Sich für einen positiven Effekt zu entscheiden, ist besser als überhaupt kein positiver Effekt. In diesem Fall kann man seine Spende so wählen, dass sie ganz konkret für den Klimaschutz eingesetzt wird. Falls ihr Interesse habt in Zukunft Euren Flug zu kompensieren, lohnt sich ein Blick auf die Seiten der Testsieger in diesem Bereich www.atmosfair.de und www.myclimate.org.

Dass wir auch ansonsten mit der Wahl unserer Transportmittel einen Beitrag leisten, liegt auf der Hand. Nicht alles bietet sich an, nicht immer kann oder will man sich für die umweltfreundlichste Variante entscheiden, doch manchmal ist schon ein Anfang gemacht, wenn man die umweltfreundlichsten Möglichkeiten einfach nur in seine Überlegungen einbezieht, z. B. Fahrgemeinschaften für die letzte Etappe vom Flughafen zum Hafen, bei zeitgleicher Ankunft, und wer mit leichtem Gepäck reist, für den ist der Bus vielleicht eine Alternative zum Mietauto.